BikeRomania
Rumänien per Rad entdecken

Reiseberichte

Ursual Schaub, 2001

Banat, 2001

Ursula Schaub war mit Mann und Hund (!) zwar nur ein knappe Woche im Banat unterwegs, doch auch diese Zeit reichte aus, um vielfältige, bewegende Erfahrungen zu erleben. Das Besondere: Husky-Hund Balisha reiste mit und durfte einige Passagen im speziellen Fahrradanhänger mitfahren. Im folgenden einige Passagen aus ihrem Bericht, den sie uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Übrigens, BikeRomania war an der Reiseberatung auch beteiligt. Den kompletten Bericht gibt es hier zum Download.

 
1. Tag: Szeged - Mako

Nach einem Zick-Zack-Kurs gelangen wir dann doch noch auf die richtige Strecke und kommen gerade an der F�hre an, als sie ablegt. Am anderen Ufer f�hrt uns dann die ruhige und ebene Stra�e vorbei an Feldern und Wiesen, zum Gl�ck meist im Schatten der B�ume am Stra�enrand. Nach drei Stunden incl. einer ausgiebigen Pause erreichen wir nach 30 km Mako, wo wir sofort den dortigen Campingplatz am Ufer des Maros ansteuern.

 

Dort sieht es ganz ordentlich aus und es gibt bis auf einen Wohnwagen keine weiteren G�ste. Obwohl auch ein paar h�bsche Holzh�uschen zu mieten sind, entscheiden wir uns ganz mutig sofort f�r�s Camping.

Als die M�cken unertr�glich werden, fl�chten wir in unser Zelt, nur Balisha bleibt drau�en. Als Kr�nung unseres ersten Camping-Versuchs bricht dann noch ein Gewitter samt sintflutartiger Regenf�lle aus. Da l�sst sich sogar Balisha in die Zelt-Apsis ziehen. Das Zelt, zumindest das Innenzelt, hat seine Wassertaufe mit Bravour bestanden, nur Balisha und das Gep�ck wurden von unten etwas feucht.

 
2. Tag: Mako - Timisoara

Je mehr wir uns den beiden einsamen Grenzh�uschen n�hern, um so st�rker wird das Herzklopfen. Die bisherigen Grenzen nach Ungarn und in die Slowakei waren f�r uns kein Problem. Dem Grenz�bergang nach Rum�nien aber, das erst in diesem Jahr die Visumspflicht abgeschafft hat, sehen wir mit gemischten Gef�hlen entgegen. Ein Grenzbeamter verschwindet dann auch sofort mit unseren P�ssen f�r mindestens eine Viertelstunde in sein H�uschen, w�hrenddessen uns die andern unschl�ssig mustern. Wieder ist es eine Zollbeamtin, die uns freundlich nach dem woher und wohin fragt, Balisha bewundert und uns schlie�lich eine gute Reise w�nscht. So, da h�tten wir geschafft und z�gig geht�s auf der schnurgeraden Stra�e hinein ins Abenteuer Rum�nien. Der Stra�enbelag ist besser als sein Ruf, die H�ufigkeit gro�er Schlagl�cher� h�lt sich in Grenzen.

Wir fahren durch eine bis zum Horizont reichende Ebene mit �ckern und Wiesen, kaum B�umen und Siedlungen. Entlang der Stra�e tief durchh�ngende Stromleitungen, die von zwei Arbeitern auf einfachen Leitern stehend, wieder hochgezogen werden. Ab und zu ein paar Bauern, die mit Hacke und Spaten ihre Felder bearbeiten. Als wir die erste Ortschaft erreichen, glauben wir uns f�nfzig Jahre zur�ckversetzt. Eingeschossige, �rmliche H�uschen, unbefestigte Nebenstrassen, G�nsefamilien die laut schnatternd vor uns die Strasse �berqueren. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.

In Sinnicolau Mare, das sogar eine h�bsche Fu�g�ngerzone besitzt, gibt es dann auch einen Bankomat, wo Ulla endlich Lei kaufen kann. Der r�ckt� aber nur jeweils 100.000 Lei heraus, das sind mal gerade ganze DM 8,-. Udo muss sich in der Zwischenzeit einer mehr oder weniger freundlich gesinnten Horde Kinder und Jugendlicher erwehren, die sich um unseren �Wolf� geschart hat.

Die Giebel der H�user zeugen von den ersten Siedlern aus der Moselgegend, der Pfalz und Elsa�-Lothringen, die im 18. Jh. hier im Banat angesiedelt wurden und dem Land rasch ihren Stempel aufdr�ckten.. F�lschlicherweise nennen sie sich heute noch Schwaben. Einer dieser �Schwaben� gesellt sich zu uns. Er ist einer der letzten hier, die andern haben Rum�nien in Richtung Deutschland verlassen. Er klagt �ber die seit der Revolution immer schlechter werdenden Verh�ltnisse, aber weg will er nicht, dazu sei er jetzt zu alt.

Am Horizont erscheint dann endlich die Silhouette von Timisoara, der gr��ten Stadt des Banats (325000 Einwohner).Hoffentlich finden wir dort gleich den richtigen Weg zu einem Hotel, denn mittlerweile sind wir 10 Stunden unterwegs und haben 91 Kilometer auf dem Tacho.

Die Laterne vor dem dort untergebrachten Regionalmuseum erinnert daran, dass Timisoara 1884 die erste elektrische Stra�enbeleuchtung Europas bekam. Und schlie�lich auf der Terrasse unseres Hotels, wo uns gleich vier Fernseher mit vier unterschiedlichen Programmen berieseln, gibt`s dann noch den wohlverdienten Schlaftrunk.

 
3. Tag: Timisoara � Buzias

Wir wollen auf unserer Reise nat�rlich m�glichst die verkehrsreichen Hauptstra�en meiden, �ber die der Lastverkehr Richtung T�rkei f�hrt, solange es in Jugoslawien immer noch zu Unruhen kommt. Deshalb haben wir auch heute wieder gro�e Schwierigkeiten, die richtige Landstra�e aus Timisoara hinaus in Richtung Buzias zu finden. Erschwerend hinzu kommt, dass es kaum Stra�enschilder gibt. Der freundliche, �ltere Mann, den wir zuerst fragen, gibt sich die allergr��te M�he, uns den richtigen Weg zu beschreiben. ...

Und wirklich, da stehe
n zwei relativ moderne Hotels nebeneinander, gegen�ber von einer gro�en Parkanlage. Wir entscheiden uns f�r das �Parc� und fragen nach einem Zimmer. Die Verst�ndigung ist ziemlich schwierig, obwohl eine der Angestellten etwas Deutsch spricht. Ein Zimmer zu bekommen, ist kein Problem, die Fahrr�der unterzubringen schon. Nach langem Hin und Her und R�cksprache mit dem Chef d�rfen wir die R�der in einem Flur neben der Rezeption abstellen.

P�nktlich finden wir uns dann gemeinsam mit den �brigen G�sten um 18 Uhr in der Rezeption zum Abendessen ein. Die freundliche Dame f�hrt uns in einen riesigen Saal an einen Tisch. Gegen�ber von uns sitzen� zwei alte Frauen mit Kopftuch. Vor uns auf dem Tisch je ein Tellerchen mit zwei kleinen W�rstchen. Die Bedienung begr��t uns freundlich und bringt uns beiden einen Teller mit zwei gegrillten Scheiben Rindfleisch und einem undefinierbaren Brei (Blumenkohl?). Na, denn Mahlzeit! Um uns herum scheint es den Leuten aber zu schmecken. Die beiden M�tterchen packen noch das gesamte Brot aus dem Korb in ihre Plastikt�ten. Den Nachtisch, ein Kremh�rnchen, bekommen wir nicht, daf�r brauchen wir auch nichts zu bezahlen.

 
4. Tag: Buzias - Resita

Der Blick aus dem Fenster heitert unsere Stimmung nicht gerade auf, es regnet. Zum Fr�hst�ck begn�gen wir uns mit selbstgebrauten Kaffee...... Als wir auf der ersten Anh�he �ber Buzias angelangt sind, h�rt wenigstens der Regen auf. Die schmale Strasse f�hrt durch eine abwechslungsreiche Mittelgebirgs-Landschaft, durch Felder und Wiesen, kleine Ortschaften, aber auch steil aufw�rts durch Waldgebiete. Immer wieder regnet es, aber es ist auch k�hler, so dass� Balisha auch bergauf laufen kann. Bei den Abfahrten kommt sie dann wieder in den Anh�nger, damit wir Kilometer machen k�nnen. Endlich fahren wir hinunter ins Tal des Fl�sschens Birzava.

Am Horizont sieht man die Silhouette einer gr��eren Stadt, sollte das schon Resita sein? Nein, das ist Bocsa, die h��lichste Stadt, die wir bisher in Rum�nien gesehen haben. Entlang der Stra�e verwahrloste Plattenbauten mit leeren, ru�geschw�rzten Fensterh�hlen, brachliegende, verrostete Industrieanlagen. Die Menschen, die hinter uns herstarren, machen auch keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Die Stadt erscheint uns endlos, kilometerlang zieht sie sich entlang von Fluss und Eisenbahnlinie. Auch der starke Autoverkehr nervt uns gewaltig. Hinter einem Bergvorsprung ist die Stadt dann zu Ende, aber es beginnt ein kurvenreicher Aufstieg in die Muntii Dognecei. .....

Am fr�hen Abend� erreichen wir nach fast 60 Kilometern die Stadtgrenze von Resita. Auf dem weiten Weg zur Innenstadt m�ssen wir zum wiederholten Male diese viel zu breiten und tiefen Schienen �berqueren. Einmal nicht aufgepasst und schon bleibt Udo mit seinem Vorderrad darin h�ngen und st�rzt mitsamt dem Anh�nger und Balisha. Zum Gl�ck passiert den beiden nichts, aber die Fahrradkette ist ab. Mit �lverschmierten H�nden und ziemlich genervt geht�s weiter entlang der riesigen, stillgelegten H�tten- und Maschinenbauanlagen. Beim Dampflokomotiven-Museum kommen wir endlich in die Innenstadt.

 
5. Tag: Resita - Carasova

Das Abendessen im Hotel-Restaurant war sehr gut, als Nachtisch gab es dann noch Live-Musik von einer 3-Mann-Band mit S�ngerin.....

Nachdem wir einige Steigungen um die 10 Prozent fluchend und schiebend geschafft haben, umgibt uns als Lohn daf�r bald eine traumhafte Landschaft.. Wir befinden uns jetzt im gr��ten Karstgebiet Europas, das im Barzava-Tal bei Resita beginnt und �ber die Donauklamm hinweg bis an die Adria reicht. Es ist voller H�hlen, die noch auf Entdeckung und Kartierung warten, voller Schluchten, die zum Teil nur in der Trockenzeit durchwandert werden k�nnen, aber sich auch f�r Schlauchbootfahrten eignen. Selten wird diese Idylle von Autos gest�rt.

 
6. Tag: Carasova - Anina

Bei Alex und seiner Familie haben wir zwei sch�ne Tage verlebt. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen und bekamen in ihrem ger�umigen Haus ein gem�tliches Zimmer und sehr gutes Essen und auch Trinken, zur Begr��ung stand gleich die Flasche mit Palinka auf dem Tisch........

Am Nachmittag nach unserer Ankunft f�hrte uns Alex, der �ltere der beiden S�hne, weit in die Carasch-Schlucht hinein, von wo aus man ausgedehnte H�hlenwanderungen unternehmen kann. ........

Wir blieben auch den folgenden Sonntag, im Dorf fand n�mlich eine Hochzeit statt, die wir uns nicht entgehen lassen wollten. Das ganze Dorf feiert mit, wenn das Brautpaar von der Kirche aus mit der gesamten Hochzeitsgesellschaft bis zum Marktplatz tanzen muss. Mittags stand dann wieder ein leckeres Essen auf dem Tisch, H�hnersuppe, gef�llte Kohlr�llchen und gebratenes Huhn. Alles aus eigenem Garten und Hof. Dazu der unvermeidliche, selbstgebrannte Pflaumen- und Aprikosenschnaps, aber auch einen leckeren rum�nischen Chardonnay. ......

Pl�tzlich schreckt uns Hundegebell aus unseren tr�bsinnigen Gedanken auf. Zwei� Kuvasz st�rmen den Abhang hinunter auf uns zu. Sie haben oben am Berg eine Schafherde bewacht. Solange wir stehen bleiben, halten auch sie inne. Kaum schieben wir weiter, kommen sie laut bellend n�her. Das Pfefferspray, das wir genau f�r diese Situation noch in Wien gekauft haben, befindet sich irgendwo in einer Satteltasche. Doch nach der n�chsten Kurve lassen sie dann zum Gl�ck von uns ab. .........

�ber eine sich scheinbar endlos durch den Wald schl�ngelnde Strasse gelangen wir endlich nach 20 Kilometern am fr�hen Nachmittag nach Anina, einer alten Grubenstadt. Von vor sich hinrottenden Industrieanlagen, bis zu fast verfallenen Wohnblocks, die noch bewohnt sind, �hnelt hier alles einer riesigen Ruine � ein Anblick, der unsere Hoffnung auf eine Unterkunft sinken l�sst. Wir haben uns gerade in ein Bush�uschen vor dem str�menden Regen gerettet, als ein Mann aus dem gegen�berliegenden Haus tritt. Ulla rennt sofort zu ihm und fragt nach einer m�glichen Unterkunft. So lernen wir Peter kennen, einen Rum�nien-Deutschen, der als Elektromeister in der Grube arbeitet. Er �berl�sst uns seine �Datscha�, das ehemalige Wohnh�uschen einer Tante, ohne sanit�re Bequemlichkeiten, aber mit elektrischem Licht und einem Holzofen ausgestattet, in dem er sofort ein w�rmendes Feuer anz�ndet.........

 

 

 
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