BikeRomania
Rumänien per Rad entdecken
Fahrrad und Bahn
Erfahrungen von Marco Krenkel (2005)
Marco Krenkel... .. reiste mit seiner Freundin Tina 2005 durch Rumänien und hat einen ausführlichen Erfahrungsbericht zusammengestellt. Anreise Die wohl immer noch einzige und komfortabelste Anreisemöglichkeit von Deutschland aus ist der Nachtzug von München nach Budapest. Im Zug ist Selbstverladung angesagt. Wir empfehlen, die Räder an den Fenstergittern des Gepäckwagens anzuschließen und das Gepäck mit an den Sitzplatz zu nehmen. Der Gepäckwagen ist nämlich während der Fahrt nicht verschlossen. Natürlich kann man auch im Gepäckwagen auf der Isomatte schlafen.
In Ungarn war die Mitnahme der Fahrräder im Zug kein Problem. Wir wählten die Verbindung Budapest - Debrecen und konnten das Fahrrad in einem großen Gepäckwagen verstauen. Dazu war es aber notwendig, den Budapester Bahnhof von Keleti nach Nyugati zu wechseln. Mit dem Rad fährt man ca. 15 Minuten.Bahnfahren und Radmitnahme innerhalb Rumäniens In Rumänien nutzten wir insgesamt vier Mal den Zug und haben unsere Räder immer mitbekommen. Die Bedingungen hierfür waren so unterschiedlich wie das Wetter im April.
In einem "Personal"-Zug von Vatra Dornei nach Suceava konnten wir unsere Fahrräder kostenlos im ersten Einstiegsbereich mitnehmen. Es wurden sogar die Türen durch die Zugbegleiter verschlossen (mit einer Kette), so dass unsere Räder niemanden stören konnten. Bei den Zügen handelte es sich um dreigeteilte Waggons, die mit zwei großen Einstiegsbereichen ausgestattet sind.
Von Suceava aus nutzen wir einen "Rapid"-Zug nach Galati. Dieser Zug hatte keinen Gepäckwagen, so dass wir die altbewährte Methode neben der Toilette im letzten Waggon nutzten. Da wir am Vortag beobachtet hatten, wie auseinander gebaute Betten und mehrere Kinderwagen im Zug transportiert worden sind, machten wir uns um unsere Räder keine Gedanken.
Tickets für die Fahrräder wollte man uns am Bahnhof nicht verkaufen. Es wusste auch niemand, ob man überhaupt Räder mitnehmen kann.
Im Zug verzichtete der Schaffner auch erst einmal darauf, uns Geld für die Fahrräder abzuknöpfen. Falls eine "Supra-Kontrolle" kommen sollte, wies er uns an, nicht rumänisch zu sprechen und so zu tun, als ob er noch nicht mit uns gesprochen hätte.
Das ließ uns zwar in einer Art Hilflosigkeit zurück aber wir harrten der Dinge, die noch kommen sollten.
Zu späterer Stunde kam zwar kein Oberkontrolleur, doch der Zugbegleiter brachte seinen Kollegen mit, um uns dann doch noch das Geld für die Räder aus der Tasche zu ziehen.
Durch unser Verhandlungsgeschick blieb es bei 400.000 Lei (ca. 12 Euro), nur eine Quittung bekommt man dafür natürlich nicht. Der zuerst geforderte Preis belief sich auf ca. 640.000 Lei für beide Räder. Dieser ergibt sich aus den 40 Kilogramm für die Räder multipliziert mit 16.000 Lei pro Kilogramm. Die 16.000 Lei ergeben sich für die Entfernung von über 300 Kilometern. Da uns der Schaffner auch die Daten in einem seiner vielen Bücher zeigen konnte, mussten wir ihm wohl glauben.Auf der Strecke von Constanza nach Bukarest nutzten wir ebenfalls einen "Rapid"-Zug. Dieser hatte einen offiziellen Gepäckwagen und die Verladung erfolgte durch die "Mesageria" (= Gepäckaufbewahrung) am Bahnhof. Das Rad muss dafür in der Mesageria abgegeben werden. Der Preis hierfür betrug ca. 250.000 Lei. Selbst Motorroller wurden im Gepäckwagen mitgenommen. Die Verladung musste der junge Fahrer jedoch selbst vornehmen. In Bukarest haben wir die Räder nach unserer Ankunft direkt am Gepäckwagen wieder in Empfang genommen.
Von Bukarest sollte es dann mit dem schon legendären Zug um 6.06 Uhr nach Budapest gehen (Weiterfahrt nach Prag). Natürlich konnte man uns an der Mesageria keine Auskunft darüber geben, ob der Zug, welcher zwar einen Gepäckwagen hat, auch Fahrräder mitnimmt. Nach langem Hin und Her haben wir die Information bekommen, dass der Gepäckwagen ein ungarischer Gepäckwagen ist, welcher von Bukarest verschlossen bis zur Grenze mitfährt. Da wir den Bericht von Herrn Kulosa noch im Sinn hatten, vertrauten wir darauf, dass wir auf irgend eine Art und Weise mit dem benannten Zug mitkommen würden. Eine Karte konnte und wollte man uns nicht verkaufen. Niemand wusste irgend etwas!
Der Zug war auch mit dem besagten Gepäckwagen ausgestattet. Verschlossen war dieser aber absolut nicht, so dass die Verladung der Räder problemlos klappte. Die Räder wurden wieder am Fenstergitter gesichert und ihrer Bestimmung überlassen.
Es dauerte ca. zwei Stunden, bis die Schaffner sich bei uns eingefunden hatten und die Fahrräder bezahlt werden sollten. Dies ist natürlich berechtigt, doch handelt es sich doch um einen ungarischen Gepäckwagen, mit dem die rumänische Seite doch gar nichts zu tun hatte ;-)).
Unsere Fahrräder sollten dann laut dem dicken und abgewetzten Buch des Schaffners nun 50 kg zusammen wiegen. Der kg-Preis belief sich wieder auf 16.000 Lei. Als Summe kamen somit 800.000 Lei zusammen. Da wir das Land aber am Abreisetag verlassen wollten und es nicht gestattet ist, rumänische Lei mit ins Ausland auszuführen, haben wir unser Lei-Budget vor der Abreise auf 500.000 begrenzt. Dies machten wir dem Schaffner klar, boten aber an, ein Fahrrad in Lei und eines in Euro zu zahlen. Nach langem Hin und Her entschloss sich der Oberschaffner, einen 10-Euro-Schein und 100.000 Lei zu nehmen. Natürlich ohne Quittung. Unsere Frage nach der gefürchteten "Supra-Kontrolle" winkte er beruhigend ab.
So erreichten wir die ungarische Grenze. Bis nach Budapest hatten wir das Restrisiko, nochmals die Fahrräder bezahlen zu müssen. Wir warteten also immer auf den Schaffner, der sich bei uns melden müsste - schließlich konnte man uns an unseren Fahrradtaschen ansehen, dass wir zu den Rädern gehören müssten. Das ist aber nicht eingetroffen, so dass wir (also natürlich die Räder) kostenlos bis Budapest gekommen sind.
Rückreise Für die Rückreise nutzten wir wieder den Nachtzug nach München. Auch hier zählte Selbstverladung. Was uns etwas "erschreckt" hatte war die Tatsache, dass viele Radreisende ihr Gepäck im Gepäckwagen ungesichert am Fahrrad gelassen haben. So viel Gutgläubigkeit ist nicht zu empfehlen, da auch dieser Gepäckwagen unverschlossen die ganze Nacht durch Mitteleuropa rollt.
Um es nochmals zu betonen: Der Zug von Bukarest nach Prag (über Budapest) hat nur den schon benannten Gepäckwagen bis Budapest. Dieser wird in Budapest abgehangen und der Zug rollt ohne Möglichkeit, die Räder mitzunehmen, nach Prag weiter. So ist es zwei Radtouristen aus Ostsachsen bzw. Dresden ergangen, die wieder einmal auf die unterschiedlichsten Informationsquellen vertrauten und enttäuscht worden sind. Der Zug fuhr ohne die beiden ab...Fahrradmitnahme in der U-Bahn in Bukarest Die Mitnahme der Räder in der U-Bahn war in Bukarest nicht möglich. Man wollte uns den vorhandenen speziellen Durchgang für sperrige Güter an den U-Bahn-Stationen nicht öffnen. Der übliche unkommentierte Kommentar ist "Nu" - Nein.
In Straßenbahnen und Bussen ist aufgrund der Tatsache, dass diese meist überfüllt sind, keine Mitnahme möglich. Fast zu jeder Tageszeit. Es bleibt also nur die Notwendigkeit, den Mut zusammen zu nehmen und sich ins Abenteuer zu stürzen.