BikeRomania
Rumänien per Rad entdecken
Fahrrad und Bahn
Ausführliche Informationen unserer Reisenden
Egmont Kulosa.. .. war mit seiner Frau im Mai 2004 in Rumänien unterwegs und hat eine Menge an Informationen zusammengetragen, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. zu den Zügen 374 und 346 Sehr geehrter Herr Froitzheim, nach einem knapp vierwöchigen Fahrradurlaub sind wir mittlerweile wohlbehalten und voller guter Eindrücke aus Rumänien zurück.
Ich hatte versprochen, mich nochmals wegen der Recherchen zur Fahrradmitnahme in der rumänischen Eisenbahn zu melden. Hier die
Ergebnisse:Der Zug 374 (Bukarest ab 6.00 Uhr, Budapest an 19.17 Uhr, Weiterfahrt nach München mit EN 268 um 20.25 Uhr, München an 6.03 Uhr) hat einen großen Gepäckwagen und nimmt Fahrräder mit (5. Mai bis 23. Oktober). Wir haben diesen Zug mit unserem Tandem am 24. Mai 2004 selbst benutzt. Der Zug fährt weiter nach Prag; der Gepäckwagen wird allerdings in Budapest abgehängt.
Der Zug 346 (Bukarest ab 17.00 Uhr, Wien an 9.04 Uhr) hat --entgegen den Angaben auf den Internet-Seiten sowohl der rumänischen als auch der Deutschen Bahn-- keinen Gepäckwagen; die Fahrradmitnahme ist nicht möglich. Wir haben diesen Zug ebenfalls persönlich in Augenschein genommen (23. Mai 2004).
Die Praxis Auch wenn die Fahrradmitnahme rückblickend letztlich unproblematisch war, hat uns der Erwerb der Fahrradkarten doch einige Probleme bereitet: Wir waren bereits zwei Tage vor der Abfahrt des Zuges in Bukarest und wollten --zu unserer eigenen Beruhigung-- entsprechend früh die Fahrradkarten kaufen. Bei der dafür zuständigen "Mesagerie" (wörtlich übersetzt bedeutet das wohl "Gepäckwiegestelle"; es handelt sich um die Gepäckabfertigung, die allerdings nicht durch das Koffersymbol (das ist die Gepäckaufbewahrung), sondern durch das Symbol einer Gepäckwaage gekennzeichnet ist) hieß es aber, weder der von uns ausgewählte Zug 374 noch irgend ein anderer Zug nehme Fahrräder Richtung Ungarn bzw. Deutschland mit. Immerhin hatten wir vorher aber bei der rumänischen Eisenbahn CFR per e-mail angefragt, wie wir denn unsere Fahrräder nach dem Urlaub wieder außer Landes bringen könnten und per e-mail von einem gewissen Herrn Alin Popescu auf Englisch die Antwort erhalten, der Zug 374 nehme Fahrräder mit. Glücklicherweise hatten wir einen Ausdruck dieser e-mail mitgenommen und konnten ihn den zunächst wenig motivierten Mesagerie-Bediensteten vorzeigen. Diese führten daraufhin zahlreiche
Telefongespräche; am Mienenspiel unserer "Widersacher" konnten wir erfreut feststellen, dass die Ergebnisse sie offenbar überraschten. Das letzte Telefongespräch (mittlerweile war bereits eine volle Stunde
vergangen!) wurde unmittelbar mit Herrn Popescu persönlich geführt. Es stellte sich heraus, dass es sich um den Leiter des dortigen Gepäckwiegewesens handelte und die Tatsache, dass wir eine e-mail "vom Chef" vorlegen konnten, die Bediensteten tatsächlich schwer beeindruckt hatte. Herr Popescu wurde also am Samstag abend (!) um 21 Uhr (!) zuhause (!) wegen der Banalität der Mitnahme unserer Fahrräder
angerufen; ich durfte dann auch noch ausführlich persönlich mit ihm sprechen. Er wies die Bediensteten an, uns Fahrradkarten auszustellen. Gleichzeitig organisierte er, dass zur Abfahrt des Zuges (Montag früh, 6.00 Uhr) seine persönliche Referentin im Bahnhof erschien, um Schwierigkeiten mit dem Gepäckwagenschaffner zu vermeiden (Herr Popescu sagte uns, dass er nur über die Bediensteten im Bahnhof Befehlsgewalt habe, nicht aber über die Beschäftigten im Zug selbst). Er schlug uns vor, das Fahrrad selbst zu verladen und nicht den Umweg über die Verladung durch die Mesagerie zu gehen, "weil dies in Westeuropa wohl auch so üblich sei". Das konnte ich nur aus vollem Herzen bestätigen und regte an, das System in Rumänien auch entsprechend umzustellen. Nach 90
Verhandlungsminuten hatten wir dann endlich unsere Fahrradkarten (für das 20 kg schwere Tandem 170.000 Lei = 4,20 Euro).Am Montag morgen haben wir dann das Fahrrad --wie besprochen-- selbst
verladen; es war allerdings ohnehin weit und breit kein Schaffner zu sehen, der dies hätte verhindern können (wir hätten also ebensogut ohne Fahrradkarte in den Zug einsteigen können). Die persönliche Referentin war vereinbarungsgemäß pünktlich erschienen; ihre Dienste wurden aber glücklicherweise von uns nicht benötigt.Die Mesagerie hatte die Fahrradkarten nur bis zur ungarischen Grenze ausstellen können; der ungarische Schaffner verlangte daher im Zug die --nach dem Inhalt zahlreicher anderer Reiseberichte auf "bikeromania" offenbar üblichen-- 10 Euro Bestechungsgeld, ohne uns aber eine Fahrradkarte auszuhändigen.
Alle Bahnmitarbeiter, mit denen wir zu tun hatten, baten uns dringend, während der Fahrt das Fahrrad zu bewachen, weil die Diebstahlsgefahr sehr groß sei. Auf dem rumänischen Streckenabschnitt ist aber (trotz unserer Laxheit bei der "Bewachung") nichts passiert; allerdings sind im (sehr komfortablen) Nachtzug von Budapest nach München Einzelteile abmontiert worden, als wir wegen des verschlossenen Schlafwagens nicht nach dem Fahrrad schauen konnten.
Fahrradmitnahme in Inlandszügen Wenn ich schon einmal am Schreiben bin, will ich noch einige weitere Details zur Fahrradmitnahme in Rumänien zum Besten geben: Einmal haben wir (auf der Strecke Constanta - Bukarest) auch in einem rumänischen Inlandszug unser Tandem mitnehmen wollen. Das hat letztlich auch gut geklappt; da wir aber --als von einer leidlich funktionierenden Bürokratie geprägte Mitteleuropäer-- zunächst den offiziellen Weg hatten gehen wollen, haben wir uns im Vorfeld mal wieder Schwierigkeiten eingehandelt: Am Informationsschalter des Bahnhofs Constanta hatten wir die Auskunft erhalten, dass alle Nahverkehrszüge ("Personal") Fahrräder mitnehmen.
Dieselbe Auskunft erhielten wir beim Fahrkartenkauf (in Rumänien sind alle Fahrkarten zuggebunden; die CFR ist also der DB insoweit einiges voraus!); zum Kauf der Fahrradkarten wurden wir aber an die "Mesagerie" verwiesen. Dort hieß es dann indes, der Personal-Zug nach Bukarest nehme keine Fahrräder mit, weil er keinen Gepäckwagen führe. Man könne uns aber eine Fahrradkarte für einen (mehrere Stunden später verkehrenden) Schnellzug ausstellen (zu diesem Zug hatten wir am Informationsschalter hingegen die Auskunft erhalten, dass er gerade keine Fahrräder mitnehme!). Unser Hinweis auf die widersprüchlichen Informationen beeindruckte die Bahnbediensteten erwartungsgemäß wenig. Da wir keine Lust hatten, mehrere Stunden (und mit ungewissem Ergebnis) auf den Schnellzug zu warten, für den unsere Fahrkarte zudem nicht gültig war, und auch schon einige spezielle Erfahrungen mit der Fahrradmitnahme in osteuropäischen Bahnen hatten, entschlossen wir uns, das Rad im Wege der Selbsthilfe "illegal" in den P-Zug zu verladen. Dies taten wir dann auch: Unter den Augen von fünf Bahnbediensteten, die fröhlich schwatzend zusahen, uns aber in keiner Weise an unserem Tun hinderten, stellten wir das Tandem in den Einstiegsbereich des letzten Wagens, so dass es die anderen Fahrgästen nicht beim Durchgang behindern konnte.
Erst etwa eine Stunde nach der Abfahrt wies uns der Schaffner streng darauf hin, dass die Fahrradmitnahme verboten sei und wir bitte aussteigen sollten. Die Strenge war aber wohl nur gespielt, denn nach meiner eilfertigen Versicherung, dass wir selbstverständlich bei ihm eine Fahrradkarte zu einem beliebigen, vom Schaffner festzulegenden Preis kaufen würden, wurde er zum freundlichsten Mann der Welt. Er hatte es aber --entgegen unserer Vermutung-- gar nicht auf unser Geld abgesehen und kündigte lediglich an, in zweieinhalb Stunden (kurz vor Bukarest) eine Fahrradkarte ausstellen zu wollen. Auch darauf verzichtete er aber, so dass wir letztlich kostenlos mitfuhren. Zwischendurch kam unvorhergesehen eine Art "Ober-Kontrolle", die kontrolliert, ob die Schaffner ihre Arbeit ordentlich verrichten, und die natürlich auch die Fahr- und Fahrradkarten sehen wollten. Der Schaffner hat diesen Ober-Kontrolleuren wortreich erklärt, dass mit uns alles in Ordnung sei; was genau er ihnen erzählt hat, weiß ich aber auch nicht. Offenbar sind die Ober-Kontrolleure aber recht leicht hinter die Fichte zu führen, denn ein anderer Schaffner hatte von einer weiblichen Mitreisenden ebenfalls kein Geld für die Mitfahrt verlangt, sondern sich mit einem Schäferstündchen in der Waggontoilette entgelten lassen ...Fazit: Wir können nur dazu raten, am besten erst gar nicht den häufig problematischen offiziellen Weg über die "Mesagerie" zu gehen, sondern das Fahrrad gleich selbst zu verladen. Wenn man erst einmal im Zug drin ist (und dieser nicht gerade überfüllt ist), wird man normalerweise nicht wieder herausgeworfen, sondern muss allenfalls eine kleine "Provision" an den Schaffner entrichten. Diese Vorgehensweise deckt sich auch mit unseren Erfahrungen aus anderen osteuropäischen Ländern. Neue IC-Züge in Bukarest mit Fahrradabteil In Bukarest haben wir übrigens die zahlreichen von der rumänischen Bahn neu angeschaffen IC-Züge gesehen. Dabei handelt es sich um Niederflur-Dieseltriebwagen des in Deutschland im Nahverkehr häufig verwendeten Typs "Talent", die unmittelbar neben dem Einstiegsbereich einen geräumigen Mehrzweckbereich haben. Dieser Mehrzweckbereich ist mit den auch in Deutschland üblichen Aufklebern (Fahrrad, Rollstuhl,
Kinderwagen) gekennzeichnet. Ich vermute zwar, dass die Fahrradmitnahme auch in diesen Zügen "offiziell" nicht vorgesehen ist und der Fahrradaufkleber von der international tätigen Herstellerfirma eher "aus Versehen" auch an der rumänischen Version des "Talent" angebracht worden
ist; tatsächlich dürfte eine Mitnahme im Mehrzweckbereich aber geduldet werden, wenn das Fahrrad dort niemanden behindert. Die "Talent"-IC-Züge verkehren von Bukarest aus regelmäßig in die größeren Städte (Iasi, Craiova, Tulcea) und zurück.Die vorstehenden Informationen beruhen auf persönlichen Recherchen im Mai 2004 und stehen unter dem üblichen Vorbehalt, dass sich die tatsächlichen Verhältnisse in Rumänien jederzeit ändern können.
Für Rückfragen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung.
Nochmals herzlichen Dank für die guten Informationen auf Ihrer Internet-Seite und das Discovery-Set (wir werden für unsere nächste Rumänien-Tour sicherlich nochmals auf Sie zurückkommen) und mit den besten Wünschen für Ihre weitere Arbeit
Dr. Egmont und Stephanie Kulosa
und hier ist die besagte Email Dear Mr.&Mrs. Kulosa At the current time there is only one train to offer the posibility to travel with the bicycle, departing from Bucharest from May 5th to October 23th at 06:00 am (train 374). The fee is about 10 Euro for distance Bucharest-Curtici (because for the moment there is no more any possibility to pay for entire trip to Budapest).
Regards,Alin Popescu
CFR Mesagerie
4021-224.90.50
40724.299.107
[email protected]
------------------------------------------------------
Subject: Bicycle Transportation in CFR-Trains
Dear CFR-Staff,in May we want to spend our holidays in your beautyful country with our
bicycles.On our way back to Germany, we want to take our bicycles with us in the
train. We would like to go with "R 346" (Bucuresti - Budapest - Wien).
Is there the possibility to take the bicycles with this train (or
another train from Bucuresti to Budapest)?Thank you for your answer,
Dr. Egmont & Stephanie Kulosa
Kardinal-Wendel-Straße 6
D-81929 München
089 / 9400 5614
e-mail: [email protected]